Geheimnisse in Mexiko - Rätselhaftes Calakmul

20.12.2013 14:20

Calakmul.

Eine endlos weite grüne Fläche erstreckt sich unter dem hellblauen wolkenbedeckten Himmel bis zum Horizont. Bäume so weit das Auge reicht, mit saftigen Blättern und tausenden Vögeln, die dazwischen auf und nieder schwirren. Das einzige, was sich von diesem Smaragdmeer abhebt, sind die grauen Spitzen der gewaltigen Maya-Pyramiden von Calakmul. Ich bin die steilen Stufen auf die Hauptpyramide der prähistorischen Stadt geklettert, mitunter auf allen Vieren, da die Höhenabstände zwischen den einzelnen Treppen durchaus einen halben Meter betragen können. Könnte eine eigene Sportart werden, die man in Mexiko betreiben kann, wenn denn die jeweiligen Pyramiden nicht für willige Treppenläufer gesperrt sind - so wie die Kukulkan-Pyramide in Chichén Itzá.

Bei den Maya-Pyramiden von Calakmul, Mexiko. Foto: Wolfgang Bürkle

Oben, in gut 45 Metern Höhe, ist die Aussicht beeindruckend, die Baumwipfel nehmen kein Ende. Sie stehen so dicht, dass es nicht verwundert, dass Calakmul, das "Königreich der Schlange", erst im Jahr 1931 wiederentdeckt wurde. Auf dem Fußweg zu den Pyramiden sollen wir uns vor den Affen in acht nehmen, die in den Bäumen tollen - denn offensichtlich werfen diese gerne mit Exkrementen nach Besuchern. Die vielen Vögel und Schmetterlinge hingegen verhalten sich friedlich, als wir uns den Weg durch den Dschungel bahnen. Erst wenige Dutzend Meter vor der ersten Pyramide sehen wir überhaupt, dass sich hier ein von Wurzeln durchbrochenes und von Bäumen überwuchertes Bauwerk befindet. Seit dem Untergang von Calakmul im zehnten Jahrhundert hatten die Pflanzen genügend Zeit, über die mehr als 6000 Gebäude zu wachsen und diese im Blattwerk verschwinden zu lassen. 

Keiner weiß genau, warum die Metropole verlassen wurde, ob es Kriege, Hungersnöte oder Krankheiten waren. Jahrhunderte lang scherte sich keiner um die riesigen Steingebilde fernab des Meeres. In den vergangenen Jahren nun haben die Forscher einige Bauten wieder freigelegt, etwa den Ballspielplatz und die einzigartigen Stelen, die immer mehr und mehr verwittern und von denen einige abgetrennte Teile Grabräubern in die Hände fielen. Räume wurden unter den Pyramiden entdeckt, mit Gegenständen darin, die besonders die "Grenzwissenschaftler" faszinieren - angeblich zeigen einige Reliefs und Figuren, die von der Regierung unter Verschluss gehalten werden, Außerirdische und Ufos. Beweise gibt es natürlich bislang keine dafür, außer ein paar obskure Videos auf Youtube. 

Auf der großen Pyramide in Calakmul, auch Struktur II genannt, mag man sich allerdings kaum vorstellen, wie viele Menschen wie lang an diesem gewaltigen Bauwerk gearbeitet haben, riesige Steinen ankarrten und diese aufeinander schichteten. Ganz Mittelamerika war einst übersät von den riesigen Pyramiden. Während Calakmul oder auch Yaxchilan im dichten Baumgewirr versteckt sind, zeigen sich Uxmal oder auch Palenque bereits gut erschlossen. Am beeindruckendsten aber sind die gewaltigen Pyramiden von Teotihuacan bei Mexiko City: Riesige Stufentempel auf einer weiten, nur mit wenigen Bäumen bewachsenen Ebene, so zugänglich und so touristisch wie die Pyramiden von Gizeh in Ägypten. Tausende Menschen wuseln auf und zwischen den Bauwerken in der prallen Sonne, häufig belagert von Souvenirverkäufern. Ein krasser Gegensatz zur noch bestehenden Beschaulichkeit in Calakmul.

 

Bei den Maya-Pyramiden von Calakmul, Mexiko. Foto: Wolfgang Bürkle
 

Nur ganz wenige Touristen sind hier, es gibt niemanden, der mir ein T-Shirt oder Cola verkaufen will. Es ist einfach eine seit Jahrhunderten verlassene Ruinenstätte nahe der Grenze zu Guatemala, in der einst zehntausende Menschen lebten und die schon längst verlassen war, bevor Columbus überhaupt geboren wurde. Umso geheimnisvoller wirkt Calakmul heute - auch wegen des Hypes um die angeblichen Außerirdischen-Artefakte. Der Interpretation und Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Auf den Stelen sind verschnörkelte Menschen, Tiere und Schriftzeichen festgehalten, die so etwas wie die Geschichtsbücher der einst riesigen Maya-Stadt sind und vom einstigen Glanz der Hochkultur zeugen. Vielleicht könnte das runde Etwas doch ein Raumschiff sein, vielleicht auch nur eine Frucht. Dennoch drängt sich das Gefühl einer mystischen Zeitreise beim Betrachten der mitunter grotesken Wesen auf. Vor 1200 Jahren brummte hier das Leben, nun sind nur noch das Rauschen der riesigen Wälder und die Laute der Tiere zu hören. Wer weiß, welche Geheimnisse noch in den Pyramiden gefunden und eines Tages veröffentlicht werden?

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Besucht im November 2010.

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